Die Nerven waren kurz davor blank zu liegen – die Wohnungssuche hat uns definitiv gefordert. Wie läuft das hier, wie geht man vor, wo fängt man an? Wie geht Mieten in Lima? Viele Unklarheiten standen am Anfang dieser Herausforderung. Wenn man durch die Strassen geht, sieht man haufenweise Transparente und Blachen an Hausmauern, Fenstern und Balkonen hängen mit der Aufschrift: „SE ALQUILA“ ODER „ALQUILAR“, was signalisiert, dass hier Wohnungen zu vermieten sind. Der Wohnungsmarkt scheint also nicht ausgetrocknet zu sein – auch nicht in unserem bevorzugten Stadtteil Miraflores. Dies zeigt sich auch im Internet. Angebote finden wir eigentlich viele auf den Portalen, welche Wohnungen publizieren.

Mich meldet sich auf Urbania, einer der grossen Immobilien-Webseiten an und beginnt damit, nach geeigneten Bleiben für uns zu suchen. Es gibt Stolpersteine: Was bedeuten Nebenkosten hier und was beinhalten sie? Ist die Wohnung möbliert oder nicht? Unmöbliert heisst hier auch ohne Kühlschrank, ohne Kochherd und ohne Waschmaschine. Wo liegt die Wohnung? Ist es lärmig oder ruhig? Ist das Colegio Pestalozzi, unser zukünftiger Arbeitsort, von da aus gut erreichbar? Wie sind die Einkaufsmöglichkeiten? Wie steht es um die Sicherheit? Hat es Pförtner im oder einen “Watchiman” ums Haus? Viele Fragen stellen sich uns, welche in einer noch unbekannten Stadt schwierig zu beantworten sind. Die Zeit drängt. Ewig möchten wir nicht in provisorischen Unterkünften leben. Wir haben den Drang, etwas festes, längerfristiges zu finden. Wir finden Mietobjekte, die wir gerne anschauen gehen möchten. Auf die schriftliche Bekundung unseres Interesses per Kontaktformular reagiert entweder niemand, oder in der Antwort wird uns kommuniziert, dass besagte Wohnung bereits vermietet ist. Offenbar gilt hier bei der Wohnungssuche das Prinzip „First come, first served“. Wir kommen also nicht drumherum, uns zeitnah nach der Entdeckung eines geeigneten Objekts telefonisch mit den Vermietern in Verbindung zu setzen. Für mich mit meinen noch nicht so ausgefeilten Spanischkenntnissen ist das der blanke Horror. Im Alltag kann ich mich zusätzlich mit Händen und Füssen verständlich machen. Am Telefon fällt diese Option weg. Mich mit seinen fortgeschrittenen Sprachkenntnissen nimmt sich der Sache an. Schon die ersten Telefonate enden erfolgreich, heisst mit einem Besichtigungstermin.

Screenshot urbania.pe

Screenshot urbania.pe

Screenshot Google Streetview

Wir schauen uns eine Wohnung in einem Hochhaus an der Costa Verde, im siebten Stock mit direkter Sicht auf den Pazifik, an. Ein netter älterer Herr führt und durch die Räumlichkeiten. Sein Sohn wohnt und arbeitet in Zürich erzählt er. Die möblierte Wohnung beeindruckt mit ihrer Aussicht und mit einer ansehnlichen Dachterrasse mit einem Pool. Unser Start bei der Wohnungssuche ist also geglückt. So macht man das. Bewerbungsformulare gibt es nicht. Wenn die Wohnung noch zu haben ist, kann man sie mieten, wenn man möchte. Die erste Besichtigung bietet aber noch nicht das, was wir uns vorgestellt haben, fühlt sich noch nicht richtig an. Mich sucht nach weiteren Publikationen im Internet, wird fündig und vereinbart telefonisch zwei weitere Besichtigungstermine. Wir werden vorstellig bei einem älteren Paar, welches eine möblierte Wohnung vermietet. Das Quartier ist sehr ruhig, grün und ist in der Nähe der Schule. Das Paar bittet uns, kurz auf dem Sofa Platz zu nehmen, um sich etwas kennen zu lernen – wir würden quasi Tür an Tür mit ihnen wohnen. Die Wohnung ist hübsch und möbliert, ausgestattet mit neuem Kühlschrank, Kochherd, Waschmaschine und Bett. Das könnte etwas für uns sein und wir würden auch hier den Zuschlag erhalten. Wir versichern den Vermietern, uns bis spätestens am nächsten Tag zu melden und verabschieden uns. Wir beschliessen, noch ein wenig das Quartier auszukundschaften. Dabei entdecken wir an einem Haus eines dieser Transparente. „Alquilar“ – steht da in grossen Lettern und wir sind auf Anhieb begeistert von der Liegenschaft.

Wir klingeln und erhalten spontan eine Wohnungsbesichtigung von der Haushälterin. Die Wohnung ist auf zwei Etagen, sehr hell und geräumig und mit einer grossen Terrasse. Leider ist sie nicht möbliert, aber es ist Liebe auf den ersten Blick. Wir rufen bei der Nummer an und erfahren den Mietpreis. Bei einem Kaffee besprechen wir die Ausgangslage und entscheiden uns für eine detailliertere Besichtigung bei der Agentur nachzufragen. Wir kontaktieren die Verwalterin und dürfen 20 Minuten später die Wohnung noch einmal mit ihr besichtigen. Es passt irgendwie alles. Zwei Tage später unterschreiben wir auf dem Notariat den Mietvertrag – inklusive Fingerabdruck versteht sich.

Schlüssel passt!

Und nun heisst es: möblieren!