Das LUM (Ort der Erinnerung, Toleranz und sozialen Integration) ist ein Projekt des peruanischen Staates, das darauf abzielt, einen dynamischen und interaktiven Raum zu schaffen, der sich mit der Geschichte der Gewalt in Peru zwischen 1980 und 2000 befasst. Der Zweck: die unzähligen Opfer dieser Zeit durch Reflexion, Austausch und Gedenken anzuerkennen und zu würdigen. Noch immer gibt es tausende Verschollener und Vermisster. Fast jede Peruanerin und jeder Peruaner ist in irgendeiner Art heute noch betroffen von der Gewalt und den Schrecken dieser Zeit.

Wer sich mit der jüngeren Geschichte Perus befasst, wird unweigerlich mit der Zeit des bewaffneten Konflikts zwischen 1980 und 2000 konfrontiert. Der peruanischen Regierung standen zu Beginn die Guerillas des maoistischen Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) und später dann zusätzlich die Mitglieder Movimiento Revolucionario Túpac Amaru (MRTA) gegenüber. An der Spitze der Terrororganisation Sendero Luminoso fungierte Abimael Guzmán alias Presidente Gonzalo, der seit 1962 als Professor für Philosophie an der Universität Ayacucho lehrte und Mitte der 1970er Jahre in den Untergrund abtauchte. Von dort aus koordinierte und führte er die Organisation mit eiserner Hand. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre und Anfang der 1990er Jahre kontrollierte der von ihm geführte „Leuchtende Pfad“ grosse Teile Perus. Man schätzt den Gesamtverlust während den zwei Jahrzehnten auf 70.000 Tote (Zivilisten, Guerilleros und Militärpersonen), von denen etwa drei Viertel den ethnische Gruppe Quechua und fast ein Zehntel Asháninka waren. Der Sendero Luminoso war bekannt dafür, besonders rücksichtslos und ohne jegliche Schonung des Lebens zahlreicher am Kampf Unbeteiligter vorzugehen. Die von Seite der peruanischen Regierung eingesetzten Militärtruppen, die Sinchis (Fallschirmjägereinheit der Peruanischen Nationalpolizei) und die Marineinfanterie galten als die „weissesten“ und rassistischsten aller bewaffneten Formationen, denn so gut wie alle stammten von der Küste und sprachen nicht die Sprache der Einheimischen. Paradoxerweise waren die Führer der Kriegsparteien ausnahmslos Weisse mit oftmals akademischem Hintergrund. Die Leidtragenden waren wie bereits erwähnt die Landbevölkerung und verschiedene indigene Gruppen.

Die Menschenrechte an der Fassade des LUM.
Farbige Bänder sollen an die Opfer des Konfliktes erinnern.

Erst während der Präsidentschaft Alberto Fujimoris geriet der Leuchtende Pfad zunehmend in die Defensive. Guzmán wurde am 12. September 1992 in Lima verhaftet und vom Nationalen Strafgericht in Lima wegen Terrorismus gegen die peruanische Regierung zu lebenslanger Haft verurteilt. Er sitzt im Gefängnis auf einer Militärbasis in Callao.

Im Juli 2015 befreiten Regierungstruppen 26 Kinder, zehn Frauen und drei Männer aus einem Lager des Sendero Luminoso in der Region Valle de los ríos Apurímac, Ene y Mantaro (VRAE). Heute ist vereinzelt noch die Rede von Mitgliedern des Sendero Luminoso, welche sich in entlegenen Gebieten mit illegaler Abholzung und Drogenhandel über Wasser halten.

Die Plattform mit Sicht aufs Meer soll Ort sein für Reflexion, Austausch und Gedenken an die Zeit zwischen 1980 und 2000.

Das grosse, moderne Gebäude liegt etwas erhoben am Meer und versucht die zwei dunklen Jahrzehnte in der Geschichte Perus möglichst vollständig auszuleuchten. Der Eintritt ist frei und somit für alle zugänglich. Die permanente Ausstellung schafft es, ohne Moralin und Schuldzuweisungen, einen Überblick zu vermitteln und gibt die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen. Oftmals sind die Fakten jedoch so unglaublich und grausam, dass sie beinahe nicht auszuhalten sind. Die Ausstellung ist abwechslungsreich gestaltet mit Originaldokumenten und Abbildungen bis hin zu multimedialen Inhalten mit Schilderungen Betroffener aller Konfliktparteien. Informative Grafiken an den Wänden erklären die teils komplexen Zusammenhänge und zeitlichen Abläufe.

Das LUM-Dokumentations- und Forschungszentrum (CDI-LUM) ist eine Informationsquelle, die ständig aktualisiert wird und Studenten, Forschern und der an dieser Zeit interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Es bewahrt Archive und Sammlungen auf, die grundlegend für das historische Gedächtnis des Landes sind.

Bei Gesprächen mit Peruanerinnen und Peruanern ist das Thema Terrorismus und die zwei Jahrzehnte des bewaffneten Konflikts immer noch sehr präsent. Auch ist hie und da auch eine Angst vor einem Aufflammen des Sendero Luminoso oder der MRTA spürbar. Vor diesem Hintergrund ist es beeindruckend, mit welcher Offenheit die Bevölkerung Perus mit der Verarbeitung dieses Kapitels in der Geschichte ihres Landes umgeht.

Ausschnitt eines Wandgemäldes, welches verschiedenen Szenen aus der Zeit des Konfliktes zu einem Bild vereint.
Viele der Besucherinnen und Besucher sind Einheimische, welche sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen wollen.