Der Sommer ist angekommen und die Temperaturen in Lima sind zurzeit sehr angenehm. Die Abende sind lau und das Licht wechselt in ein sattes Orange-Rosa, welches die ganze Stadt eintaucht. Wir haben seit heute Ferien und können es noch gar nicht fassen. Seit dem letzten Blogeintrag sind vier Monate vergangen, eine hektische und herausfordernde Zeit. Wir unterrichteten bis zum Ende des Schuljahres aus der Ferne, sämtliche Lektionen wurden in Zoom durchgeführt. Insgesamt blicken wir nun auf 7 Tage Präsenzunterricht und rund 40 Wochen Fernunterricht zurück. Erst gegen Ende des Schuljahres gelang es uns, jeweils wenigstens einen Tag am Wochenende frei zu halten. Einige Male konnten wir uns auch unter der Woche von den Bildschirmen losreissen, um gegen Abend imposante Sonnenuntergänge am Malecón zu bestaunen.

Die Sonnenuntergänge am Meer sind eindrücklich und ziemlich schnell vorbei.

Der private Verkehr darf am Sonntag nun wieder rollen. Dennoch bleiben grosse Teilde der Vía Expresa und dem Circuito de Playas, die sechsspurige Strasse an der Costa Verde, für Autos geschlossen. Die Menschen entdecken das Fahrradfahren und tummeln sich gemeinsam mit Spaziergängern, Inlineskatern, und was sonst noch unmotorisiert ist und Räder hat, an der Strasse direkt am Pazifik. Die Strände sind immer noch gesperrt. Sportliche Aktivitäten wie Surfen oder Rudern jedoch sind in Gruppen bis zu zwei Personen erlaubt ;-). Die Polizei ist deutlich präsent und kontrolliert freundlich aber bestimmt, dass die Verordnungen eingehalten werden.

Die Vía Expresa ist Sonntags für den privaten Verkehr gesperrt.
Die Strände sind gesperrt.
Die Menschen entdecken das Fahrradfahren.

Beim Colegio Medico wurde eine eindrückliche Gedenkstätte für die während der Pandemie verstorbenen Mediziner errichtet. In einer langen Reihe von Tafeln, mit Portraitbildern und Namen, schauen uns die Herren und vereinzelte Damen mit ernster Miene an.

Te querio mucho.
Gedenkstätte beim Colegio Medico.
Rund 60 Tafeln erinnern an die verstorbenen Ärzte.

Im «Parque Central de Miraflores» besser bekannt als «Parque Kennedy» haben die Behörden Wände aufgestellt. «Cuando esto termine…» steht darauf und die Menschen werden aufgefordert hier mit Kreide ihre Wünsche aufzuschreiben, welche sich erfüllen sollen, wenn dann die Pandemie vorüber ist. Das Angebot wird von jung und alt rege genutzt und so stehen vor den Wänden Leute die lesen und solche die schreiben.

Cuando esto termine…
… yo quiero: vivir sin miedo.
… yo quiero: viajar a Europa con mi esposa.

Wir nutzen die Sonntage, um mit dem Fahrrad Barranco, einen Stadtbezirk von Lima, unterwegs zu sein. Das Künstlerviertel grenzt an Miraflores, wo wir wohnen, und liegt am Meer. Bunte, prunkvolle Gebäude umsäumen den Parque Municipal de Barranco. Es scheint als ticke die Zeit ein wenig langsamer hier. Die Seufzerbrücke auf der anderen Strassenseite zum Meer hin, steht die Kirche «La Ermita de Barranco». Das Dach der gelben, malerischen Kirche ist teilweise eingestürzt und eine Heerschar von Geiern sitzt auf den morschen Balken.

Immer am Sonntag findet auf dem Parque Municipal eine Art Handwerkermarkt statt. Hoch im Kurs sind zurzeit Gesichtsmasken in allen erdenkbaren Variationen. Aber auch Stände mit Schmuck, Stickereien und Holzarbeiten finden sich hier. Bei unseren Streifzügen sind wir bereits mehrere Male auf Bioferias gestossen. Diese kleinen Märkte, oft in einem Park oder in einer gesperrten Strasse, finden vermehrt Anklang in der Bevölkerung und sind gut besucht. Das Angebot stammt aus ökologischem Anbau und ist meist ansprechend verarbeitet und verpackt. Am Ende dieses Beitrages gibt es zu Barranco eine Gallerie mit einigen Eindrücken.

Handwerkermarkt in Barranco

Soweit einmal für heute. Natürlich läuft auch politisch viel, wir erleben nun gerade den dritten Präsidenten, seit unserer Ankunft vor rund einem Jahr. Es herrschen immer wieder Streiks und Unruhen. Wir hatten ebenfalls die Gelegenheit noch zweimal für ein paar Tage aus Lima hinauszukommen, waren in Pucusana und Lunahuana. Doch davon später. ¡Feliz Navidad!